Alte Kupferschmiede e.V. http://www.altekupferschmiede.de Alte Kupferschmiede e.V. de-de Alte Kupferschmiede Fri, 27 Dec 2024 02:19:32 +0100 Fri, 27 Dec 2024 02:19:32 +0100 news-11 Ich stecke meinen Kopf in einen… https://www.altekupferschmiede.de/news/detail/ich-stecke-meinen-kopf-in-einen/ …ziemlichen standardisierten blauen Plastikwäschekorb. Also eigentlich bin ich mir gar nicht so sicher, ob der so Standard ist. Ich habe in meiner WG Karriere ja schon einige Wäschekörbe gesehen und eigentlich sehen die ja alle schon ziemlich unterschiedlich aus. Andere Farben, Formen, andere Muster und andere Größen. Zumeist aus Plastik. Und obwohl wir uns eine Wohnung teilten, hatten wir alle unseren eigenen Wäschekorb. Eigentlich ziemlich komisch, wenn man bedenkt, dass der ja eher dazu genutzt wird, die Wäsche zu sammeln, bis man sie zum Ort des Waschens überführt. In der WG hätten wir uns auch alle immer einen teilen können. Wir hätten unsere Wäsche gemeinsam sammeln und waschen können. Haben wir aber nicht. Wir teilten Öl, Zwiebeln, Klopapier und Alltag. Aber die unendliche Ressource Wäschekorb wurde nicht als groß teilbar diskutiert. Das Thema kam einfach nicht auf. Also wie intim ist denn bitte eigentlich so ein Wäschekorb? Wenn ich ihn als Hüter menstruationsgezeichneter Buxen, durchgeschwitzter Shirts, vollgebummster Bettlaken und bremsspurbesudelter Unterhosen denke, wohl ziemlich intim. Der Wäschekorb sammelt und wahrt, was die Außenwelt nicht sehen soll. Den Dreck und Schmutz unserer eigenen kleinen Welt. Und als ich da so in meinem ganz persönlichen Wäschekorb liege, stelle ich fest: Ich bin ein Wäschekorb. Halleluja! Ich bin ein Wäschekorb auf zwei Beinen. Ich teile nicht gern meinen Schmutz. Meine Intimität. Meine Abgründe, meine Bremsspuren, meine Ängste, meine Traurigkeit, meine Verletzlichkeit und die Dinge, bei denen oder für die ich blute mit anderen. Viele meiner Gedanken, Gefühle, Kritik und Sorgen behalte ich schön für mich, weil ich davon ausgehe, nein eigentlich weiß ich es genau, dass das doch ohnehin niemanden interessiert oder was angeht. Und ob ich mit meinen Emotionen immer so Recht habe, weiß ich auch nicht genau. Aber ich weiß, dass ich mich dadurch wesentlich weniger angreifbar fühle. Und so wirke ich wohl nach außen, wie ein stabiles, blaues Plastikteil mit individueller Musterung, dass vielleicht auch eine systemrelevante Funktion hat. Ich erfülle einen Zweck und funktioniere in diesem auch soweit ganz gut. Ich wahre und sammle, mehr leise als laut, Dinge, Wissen, Informationen und Gefühle in den plastischen Grenzen meines Korbkörpers. Manchmal landen neben der Dreckwäsche auch saubere Sachen im Körbchen. Manchmal kann ich oder jemand, der/die in meinen Korb guckt, das nicht unterscheiden. Manchmal wirft wer, aber trifft mich nicht und manchmal trifft es mich volle Möhre. Manchmal bin ich ewig leer und steh in der Ecke und manchmal bin ich so überfüllt mit Zeug, dass ich mich wie ein fetter, schwerer, gelähmter Haufen fühle. Und wer bringt mich jetzt zum Waschen? Bin zu voll, kann nicht gehen. Und wie einst in meinen vielen WGs, teile ich diese Dinge kaum oder gar nicht. Ich bin ein Wäschekorb. Ja. Ich bin ein Wäschekorb mit zwei Beinen. Grundsätzlich kann ich also selbst zur Waschmaschine gehen und entscheiden welche der eingeworfenen und aufgenommenen Sachen eine Reinigung brauchen. Manchmal fällt es mir aber unendlich schwer und manchmal schaffe ich es wochenlang nicht. Vor allem dann, wenn es mir alles zu viel wird, der Korb zu voll ist oder bereits übergelaufen. Dann sehe ich mich brechendvoll im Zimmer stehen und weiß nicht, was ich zuerst waschen muss oder soll. Ich fühle mich allein gelassen, deprimiert und handlungsunfähig. Ich fange an mich über meine Unfähigkeit, die beschissene Wäsche zu waschen, zu ärgern. Beschimpfe mich selbst und frage mich, ob ich hier eigentlich die Einzige bin, die hier gerade nichts geschissen kriegt. Bestimmt bin ich die Einzige. Verdammt ich bin erwachsen, habe mehrere Uniabschlüsse und bereits eine turbulente Lebensgeschichte aus Gewalt, Trennung und Tod mal mehr mal weniger gut überstanden. Ich werde doch wohl diese kack Wäsche jetzt mal waschen können. Was soll der Scheiß? Was ist los mit mir? Ich bin ein Wäschekorb und das überfordert mich gerade. Ich bin ein Wäschekorb mit zwei Beinen, nutze die, gehe raus und treffe einen anderen Wäschekorb, der irgendwie ganz schön gebraucht aussieht. Und ganz unverblümt fängt er einfach an, über sich zu erzählen. Ich finde es etwas befremdlich, aber auch irgendwie ganz schön mutig von ihm, all das mit mir zu teilen und so denke ich mir: Warum nicht? Und ich erzähle ihm, welche meiner Buxen momentan besonders schlimm aussehen und warum. Erstaunt und sichtlich erleichtert ruft er freudig: „Was? Deine Buxen auch?“ Und plötzlich fühle ich mich körbchenmäßig verbunden. 

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news-12 Ich stecke meinen Kopf in … https://www.altekupferschmiede.de/news/detail/ich-stecke-meinen-kopf-in/ ...die Bogenlampe Bow aus dem Internet mit dem Lampenschirm aus Messing und dem schweren Marmorfuß und hoffe, dass in mir ein Licht aufgeht. Draußen ist es jetzt länger dunkel als hell und in mir auch. Der Weg vom Bett zur Arbeit ist der Weg von einem Dämmerzustand in den nächsten. Das Wetter grisgramgrau. Der Nachbar auch. Wir machen einen großen Bogen umeinander. Ich halte kurz die Luft an. Wechsle lieber die Straßenseite.

In mir stapeln sich Ideen wie Backsteine, was man alles machen könnte. Ich spiele Tetris mit meinen Einfällen. Ganz links ist noch etwas Platz. Jetzt rechts. Hochkant. Whaa – nicht so schnell! Kann nichts mehr abarbeiten. Die Mauer wird höher. Ich sehe den Horizont dahinter nicht mehr. Die Steine erreichen den oberen Spielfeldrand. Game over. Ich dämmere vor mich hin. Warte ab. Licht aus. Abwarten. Hoffe auf bessere Zeiten. Warten. Will loslegen. Werde wieder gebremst. Warten. Nächste Woche. Nächsten Monat. Nächstes Jahr. 365 Tage Stillstand. Durchhalten. Aushalten. Hinhalten.

Ich stecke meinen Kopf ganz tief in den Lampenschirm der Bogenlampe und drücke auf das kleine, runde Knöpfchen. Klick. Warmweißes Licht überströmt mein Gesicht. 40 Watt erleuchten mich. Ein Schalter Kreativität. Ein Knopfdruck Innovation. Das beruhigende Surren des Glühfadens schwirrt um meinen Kopf und hält meine Gedanken in Zaum. Wie Stubenfliegen ziehen sie unaufhaltsam ihre zackigen Flugbahnen um die Glühbirne. Umkreisen sie wie Planeten die Sonne. Bleiben in der Umlaufbahn. Sammeln sich. Für nächstes Jahr. Für morgen. Für jetzt gleich.

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news-13 Ich stecke meinen Kopf in … https://www.altekupferschmiede.de/news/detail/ich-stecke-meinen-kopf-in0/ … das Kopfteil der 50er Jahre Vintage Couch Manufaktur Hellerausche Werkstätten Dresden Echtholz Bezug Baumwoll-Viskose-Mischung helles Laubgrün 0,6m x 2,0m x 0,8m, weil ich dachte, dass ich mich in die Zeiten zurücksehne, als alles noch so einfach schien, klar war oder zumindest einteilbar. Die Frau war eine Frau, der Mann wohl ein Mann. Die Welt hatte genug Mauern, nicht nur in den Köpfen, sondern ganz konkret. Also die, die nicht nur Westberlin und das scheinbar andere Berlin teilte, welches heute von Schwaben bewohnt wird, sondern die ganze Welt.

Ich dachte, es wäre notwendig, dahin zurückzukehren. Klare Formen der Begegnung im Zwischenmenschlichen und auch in den Abläufen. Keine Hektik, keine Pandemie und auch kein sozialer Abstieg. Sicherheit, die abgetragene und aus der Ausbeutung heraus resultierende gute alte Sicherheit der westlichen Zuversicht. Weiße Männer durften über Kartoffeln reden, ohne gleich für die Anderen witzig zu wirken. Ohne gleich unverstanden am Tisch des Bieres und des Feierabends zu sitzen und von den Nachkommen der Suffragetten verspottet und verhöhnt zu werden. Ich dachte an die Zeit, wo Frauen noch beim Kartoffel pellen an Essen dachten und nicht gleich an Weißwurst und Fellatio. Eine Welt der Einfachheit und klarer Nachkommensstrukturen. Polemik, so dachten wir damals, wäre diese Gewerkschaft aus Polen, die Stalin bekämpfte. Doch heute, ja, was ist heute?!

Kontaktbeschränkungen, Maske und andere Sachen, die wir nur als Gegenstände des deutsch-internationalen Boxsports kannten, bestimmen unseren Alltag. Uns wird gesagt: nein, stopp und ihr dürft nicht! Hört auf damit und könnt ihr nicht mal euer Gehirn einschalten, bevor ihr den Mund aufmacht oder während unsere Nase weit über den Baumwollschutz hervorlugt?! Ich fühle mich zurückversetzt in die 50er Jahre, als ich klein war und mir des Öfteren Schläge von meinem Vater abholen durfte, weil ich bei den Nachbarn auf den Rasen urinierte. Unvorstellbar! Wir leben in den postmodernen 2020er Jahren. Der Kleinwagen meiner Frau weiß mehr, als ich und parkt auch noch besser ein! Linksgrün Versiffte dürfen im Parlament sitzen und genauso Waffen an unsere Freunde im Nahen Osten verkaufen, wie wir es aus christlicher Nächstenliebe damals getan haben. Wo leben wir denn?! Ich habe mich, weiß Gott, an so Vieles gewöhnt. Koreanische Autos, Bowls in Schnellrestaurants und Ausländer mit deutschem Pass seit Generationen, doch was in diesen Tagen auf mich einströmt, ist nicht zu tolerieren. Mein Stammtisch, Max, Jochen, Roland, Torben und ich, darf nicht mehr stattfinden. Wir dürfen jetzt nur noch über WhatsApp Bier trinken. Und der Staat kann dabei mithören. Wir skypen seit Neusten - Die Nemesis der Moderne - und gehen live, wenn wir im Rausch sind. Einzeln, versteht sich. Ich darf nicht mehr über mein Leben bestimmen, und, wenn ich davon den Menschen dieses Landes berichten möchte, dann merke ich, sie hören mir nicht mehr zu. Sie hängen mir nicht mehr an den Lippen, so wie früher. Ich spüre, dass ich nicht mehr sagen darf, was ich denke. Das ich in einer politischen Diktatur des Feminismus angekommen bin! So ging es mir tagein tagaus, bis vorgestern, kurz bevor ich meinen Kopf in die Couch steckte. Was für ein Tag. Ich habe geweint. Ich habe so geweint, wie ich noch nie geweint habe. Ich meine, ich habe noch nie geweint, also öffentlich oder vor Freunden, aber still schon. Ich habe im Keller, …, naja, ich habe ganz unerwartet, als ich auf dem Sofa meine Mutter saß und gerade eine kalte Flasche Bier aufgemacht hatte, wie jedes Mal beim Tagesschau gucken, etwas gefühlt. Es war ein einschneidendes Gefühl, weil es so echt und lebenswirklich war. Ich fühlte einen starken Riss in meiner emotionalen Verfassung, eine Scham, die so nie dagewesen war. Ich zitterte und konnte kaum die Bierflasche von meinem fliesengedeckten Couchtisch nehmen. Ich musste unentwegt an die Leute denken, die möglicherweise diese Pandemie nicht überstehen würden, an Mutti und den Roland. Meine geliebte Mutti ist alt und Roland hat Lunge, nicht nur, weil er raucht wir ein Schlot und das auch seit 35 Jahren, sondern weil er Asthma hat.

Ich habe aber nicht nur an die Menschen gedacht, die mir etwas bedeuten, sondern auch an die, die ich jetzt nicht so zu meinem Freundeskreis zählen würde. Mehmet zum Beispiel, der den besten Döner von Bochum macht und den ich eigentlich nicht kenne. Aber ich weiß, dass er oft husten muss, weil er im Krieg wohl mal verschüttet war. So genau weiß ich es nicht. Ich musste auch an die Frau denken, die mir vor 2 Wochen auf der Straße begegnet ist. Ich kenne sie auch nicht und sie ist wohl eine Obdachlose. Ich habe sie alle gespürt, dass Leid, welches ihnen in unserem Land widerfährt, wie schwer sie es haben, überhaupt ein Leben zu führen, was meinem nicht einmal ebenbürtig ist. Ich hatte Angst um sie, weil ich gefühlt habe, in welcher großen Gefahr sie sind und wie wenig sie von der Gesellschaft bemerkt werden. Wie wenig ich sie überhaupt bemerkt habe, wie stark ich über sie beim Stammtisch hergezogen bin. Wie asozial eigentlich der Torben über so Leute spricht. Mir ist aufgefallen, dass wir in einer toxischen Welt leben. Ich und meine Männlichkeit, dir mir anerzogen wurde, das habe ich gemerkt, gespürt, dass diese Verbindung die Welt kaputt macht. Als ich mich erinnerte, dass nicht nur der Bruder von dem Ali ein Messerstecher ist, sondern auch der Bruder von Jochen jemand erstochen hat, nachdem er seine Ehefrau vergewaltigt hatte und deswegen im Knast sitzt. Und als ich dann bei der Tagesschau den Max in Leipzig ohne Maske habe demonstrieren sehen, habe ich die Fernbedienung in den Fernseher geschmissen. Mir war es egal, dass das mein neuer 57 Zoll Flatscreen war. Ich bin einfach zusammengebrochen. Ich habe geweint, geheult wie ein Schlosshund. Das Kartenhaus ist einfach zusammengestürzt. Ich war total fertig. Naja, also das ist natürlich schwer zu beschreiben, aber ich habe gemerkt, ich hatte unrecht. Ich hatte unrecht!
Jeder Tag fühlt sich seitdem anders an. Gut, es sind ja bisher nur zwei Tage, also das ist der zweite Tag, aber es ist anders. Ich vermisse die Menschen so sehr, die bekannten und die mir unbekannten. Ich habe um sie alle Angst und hoffe, dass sie diesen Corona-Mist überstehen und nicht mit einem Schlauch in der Lunge in irgendeinem sterilen Krankenhaus verrecken. Ich würde sie so gerne einfach nur kurz in den Arm nehmen, sie ganz fest drücken und ihnen sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe, einen 50 Jahre lang währenden Fehler, dass ich mir von Herzen wünsche, dass sie das hier alles überleben. Ich mir wünsche, dass wir alle kurz innehalten und uns anschauen. Ich möchte, dass wir nicht einfach nur die Oberfläche der anderen Person sehen, sondern den Menschen dahinter. Ich möchte, dass wir uns um unsere Zukunft gemeinsam sorgen, egal wo wer herkommt. Ich möchte leben, mit euch und mit all den Unterschieden. Oh, ich will leben, so leben, wie ich es seit 50 Jahren jeden Tag vermisst habe, mein Leben zu leben. Ich möchte mich öffnen, die Welt um mich herum glänzen sehen, und euch sagen, dass ich euch liebe. Jede*n Einzelne*n.

Ich liebe euch.

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news-14 Ich stecke meinen Kopf in … https://www.altekupferschmiede.de/news/detail/ich-stecke-meinen-kopf-in-2/ …das Zewa Ultra Soft Klopapier, mit extra weichen Wohlfühllagen - 4lagig, 150 Blatt (9,4cm x 12,5cm) pro Rolle - dermatologisch getestet, weil es mir so amüsant und beängstigend zugleich erscheint, dass das wohl unser aller ultimatives Überlebensgadget ist. Als Corona medial und alltäglich immer präsenter wurde, habe ich oft gedacht, dass ich mir den Untergang der Menschheit etwas anders, naja schon auch blutiger, aufgeregter und chaotischer vorgestellt habe und, dass das jetzt wohl die leiseste Apokalypse überhaupt ist. Und tatsächlich findet sich in dieser Apokalypse mehr Ordnung und Stille denn je. Clubs, Bars, ausgelassene Feste, expressive Kunst und nachts umherstreifende, laut grölende Abenteuerbetrunkene bleiben stumm. Mit genügend Abstand stellt sich das Chaos in die Schlange, muss warten bis es aufgerufen wird, um dann geordnet „expressiv zu eskalieren“. Ein Maskenfest, bei dem sich alle ganz organisiert und leise betrinken, um sich anschließend blitzschnell in alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen. Und natürlich können wir an diesem Punkt darüber streiten, ob man die Situation schon eine Apokalypse nennen darf, aber Fakt ist doch, es ist leise und ordentlich geworden. Das Chaos ist hinter dem Versuch der Ordnung verschwunden. Und Fakt ist auch, dass es sich nicht nur um eine Kleinigkeit außerhalb unserer Blase handelt, die mit uns gar nichts tun hat, sondern wir sind mittendrin. Alle unterschiedlich betroffen und unterschiedlich stark involviert, aber Teil davon.

Und ob ich das alles nun für real oder einen Schwindel der Deutschland GmbH halte: Ich kaufe Klopapier. Und ich kaufe nicht nur Klopapier für die nächsten zwei Wochen, sondern für den Fall, dass ich die nächsten fünf Jahre mit Dauerdurchfall im Atomschutzbunker verbringen muss. Ich muss lachen. Natürlich muss ich lachen, denn ich stelle mir all die hollywoodgeschwängerten Weltuntergangfilme vor, in denen die Hälfte der Menschheit mausetot und die andere Hälfte aber mal mindestens traumatisiert sein muss, aufgrund der grausigen Erlebnisse der letzten Zeit. Ich denke dabei an Filme die Naturkatastrophen oder menschfressende Leichen dystopisch inszenieren. Und wieder muss ich herzlich lachen, wenn ich das und Klopapier gedanklich vereinen will.

Er so panisch: „Ah pass auf, da ist ein Zombie!“
Sie so: „Mh. Krass, der ist ganz schön nah dran. Da setze ich lieber erstmal meine Maske auf, bevor ich mich noch mit seinem fauligen Atem anstecke.“
Er so, noch panischer als zuvor: „Du Arsch! Erschieß ihn!“
Sie so genervt: „Ei sorry, hab meine Knarre vorhin gegen Klopapier getauscht.“

Denn Klopapier ist der heiße Scheiß auf dem apokalyptischen Schwarzmarkt. Während ich ganz persönlich auf Zigaretten, krasse Waffen, billigen Schnaps und Dosenfleisch gesetzt hätte, ist wohl Klopapier die systemrelevante Ressource des Untergangs, ohne die ich nicht überleben kann. Sicherlich, bei einem mehrlagigen Modell kann ich vielleicht den Zombie damit würgen bis er ohnmächtig wird (können die überhaupt ohnmächtig werden, wenn sie tot sind?). Bei einer anderen, sehr saugstarken Variante des Klopapiers, könnte ich die riesige auf mich zurasende Tsunamiwelle damit bewerfen, aufsaugen und so vielleicht sogar stoppen. Auf jeden Fall, und das muss man ganz ehrlich auch sagen, wiegt so eine Rolle Klopapier nicht viel und wird in meinem Survival Bag somit gar nicht groß auffallen. Schlecht werden kann sie auch nicht und wenn ich Hunger haben sollte, kann ich die ja auch essen und sie verstopft mir den Magen und dann muss ich vielleicht nicht so viel kacken, während ich vor Zombies weglaufe oder Sandsäcke gegen Überschwemmungen staple. Mehr Zeit für den Kampf ums Überleben. Not so bad!

Vielleicht ist die entscheidende Verbindung dieser Apokalypse und dem Klopapier die Stille. Das stille „Örtchen“ auf dem man eben tut, was man so tut. So ganz für sich. Und so richtig kann man ja nicht sehen, welche Wurst da aus einem rauskommt, aber man muss darauf vertrauen, dass sie real und das Scheißen notwendig ist und einem das Leben leichter machen wird, wenn wir es hinter uns gebracht haben.

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news-15 Ich stecke meinen Kopf in … https://www.altekupferschmiede.de/news/detail/ich-stecke-meinen-kopf-in-3/ …den Ikea Office Papierkorb Schmûddel Farbe Weiß Maße 28cm x 65cm x 45cm Polypropylen, weil ich, als ich ihn kaufte, noch keine Ahnung davon hatte, wie sehr ich es vermisse würde, den Zivilisationsdreck zu schnuppern. Die kleinen Düfte der zwischenmenschlichen Zusammenkünfte zu riechen und ihre belebenden Substanzen auf meiner Haut zu spüren. Da ich es damals nicht als nachvollziehbare Idee erachtet hatte, sich dieser Flüssigkeiten, Substanzen und Aerosolen zu verweigern, ja sie gar stündlich mit Desinfektionsmittel zu zerstören, suche ich derzeit nach Auswegen, aus diesen hygienisierten Standards. Ich verstehe zwar, warum wir das alles machen müssen und sollten, aber dennoch versuche ich mir kleine Eskapaden zu gönnen, und zwar ohne gleich meine Mitmenschen zu infizieren.

Natürlich vermisse ich das Miteinander der durchzechten Nächte, die lose Zusammenkunft der Nacht, das aktive Planen von Absurditäten und Unabwägbarkeiten, verstehen sie mich da bitte nicht falsch, aber warum sollte ich dafür, in der derzeitigen Situation, Bekannte und Unbekannte in kritische Situationen bringen. Jedoch, wenn ich in die Versuchung komme, dann stecke ich meinen Kopf einfach in meinen Papierkorb. Ich finde ihn besonders gut, wenn er gerade entleert wurde und die kleinen Aromen meiner vergangenen Tage noch frisch in der Polypropylenhülle auf mich einströmen, wenn ich ihnen so nahekomme. Ich mag den Duft der Kaugummis und der Asche, deren Verbindung noch sichtbar in den Kanten klebt, das Aroma der Weichmacher und die Sperma- und Kautschukdüfte benutzter Kondome, die sich mit den Überresten von Katjes und Apfelkripsresten mischen. Oder wenn die hineingeworfene Bierdose etwas ausgelaufen ist und sich mit der Druckerschwärze der verbrauchten Tageszeitung vermischt hat. Berauschend ist auch der Geruch eines alten Pizzakartons, der sich mit der Verruchtheit von recyceltem Briefpapier, der ewig eintrudelnden Rechnungen verbindet. Ich kann die zurückliegende Zeit auf ein Neues wiedererleben und gleichzeitig ein kleines Bisschen der Zukunft erschnuppern.

Denn, und da bin ich mir sicher und werde dank meines Papierkorbs jeden Tag sicherer, sie wird zu uns zurückkehren. Die Zukunft wird uns zwar bald lehren, dass wir alle egoistische Klopapierarschlöcher*innen sind und immer bleiben werden, aber auch, und das ist ja der wichtige Punkt, wie sehr uns das menschliche Gegenüber fehlt. Die Umarmungen, die Haut, der Geruch und auch die Gespräche, die irgendwann am Abend ins Endlose führen. Wir werden merken, dass es unerheblich sein wird, ob wir eine uns bekannte Person umarmen werden oder eine, die wir nicht kennen. All das wäre uns dann egal, weil wir erkannt haben, dass wir alle Menschen sind. Wir sind Menschen mit Gefühlen und mit Wert. Wir werden gemerkt haben, dass wir alle systemrelevant sind, und wenn es der Furz ist, der der Nachbar*in aus ihrem duftenden Hintern kriecht, während sie das vegane Falafelmenü bestellt.

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